Made by Nature – Made in China

Robert F. Hammerstiels Interesse richtet sich auf die Surrogate unter den Dingen: Der Markt bietet zunehmend eine Vielzahl von Produkten in Form von Imitationen und preist sie als Lösungen für die Unannehmlichkeiten des „Echten“ an: der Gestank des Hundeknochen verliert sich in dessen Gummiversion, die Haltbarkeit von Obst wird mittels Plastikfrüchten radikal gesteigert, der Pflegeaufwand von Pflanzen lässt sich bei Kunststoffbegrünungen auf ein Minimales reduzieren, und Laminat ist pflegeleichter als Parkett. Ihre Aufgabe ist es, unserer (von der Werbung genährten) Angst vor der Vergänglichkeit zu trotzen. Allesamt sind sie Modelle einer bestehenden Realität, die sie allerdings in nur einer Größe, ihrem optischen Erscheinungsbild, nachzuahmen vermögen. Sämtliche dahinter liegende Sinneswahrnehmungen wie Haptik, Akustik oder Geschmacklichkeit bleiben dabei auf der Strecke.

Die opulenten Stillleben Made by Nature – Made in China sind aus solchen Ersatzprodukten gemacht. Jedes einzelne Nahrungsmittel ist in optisch überzeugender Weise aus Kunststoff gegossen. Die Fotografien dieser Serie werden damit gleich auf mehreren Ebenen zu Modellen: Was ursprünglich europäische Nahrungsmittel, eine klassische europäische Kunstgattung (das Stillleben) und ein beliebter europäischer Stil (das Trompe l’ œil) waren, wurde auf allen Stufen reduziert: imitiert, re-arrangiert und fotografiert. Und wieder sind hier äußerliche Verlockungen gegen das Erkennen des Betrugs ausgespielt. Wieder verweist das ständige Begehren, genährt durch diese äußerlichen Verlockungen, auf die dahinterliegende, spätere Enttäuschung.

Ruth Horak