BIOGRAFIE
1957 in Pottschach/ Österreich geboren
Lebt und arbeitet in Wien
An Bord1982-1987
Bestehend aus den Werkgruppen: An Bord, 1982/1983–Borth, 1983–Rimini I, 1984–Rimini II, 1984–Rimini III, 1984–Ein Nachlaß, 1985–Stand-Orte, 1985-1988–Briefe an ein schwarzes Getto, 1987–Nevada, 1987
Noch während seines Studiums 1979-1983 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien tritt Robert F. Hammerstiel mit ersten Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Zu dieser Zeit entstehen mehrere kleinformatige Foto-Serien in Schwarz-Weiß, Bilder von Strandlandschaften, die 1985 in dem mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichneten Bildband An Bord zusammengefasst werden. In streng komponierten, formal stark reduzierten Bildern thematisiert Hammerstiel die Frage nach der menschlichen Existenz. Eine für ihn wichtige Einzelausstellung, die diese ersten veröffentlichten Bildserien zeigt, wird im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien/ Österreich, 1985 präsentiert. Mit einer Auswahl seiner Arbeiten für die Gruppenausstellung Preis für junge europäische Photographen, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main/ Deutschland, 1987 macht der junge Künstler zum ersten Mal international auf sich aufmerksam.
Die Serie Stand-Orte über aufgelassene, teilweise verfallene Tankstellen in Österreich, die wie fast alle seine nachfolgenden, immer seriell angelegten Projekte von einem Katalog begleitet wird, greift in Schwarz-Weiß-Bildern diesen Vanitas-Gedanken wieder auf. Zwei Einzelausstellungen im Niederösterreichischen Landesmuseum, Blau-Gelbe-Galerie, Wien/ Österreich, 1988 und im Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main/ Deutschland, 1989 begleiten diese umfangreiche Serie mit einem gemeinsamen Katalog. Eine weitere wichtige Station dieser Arbeiten wird das Museet for Fotokunst, Brandts Klaedefabrik, Odense/ Dänemark, 1990.
Ausgewählte Publikationen:
Peter Zawrel: ... sort of finding. Americanism in Austria, Wien 1988; in: Kulturabteilung des Landes Niederösterreich (Hg.): Stand-Orte. Robert F. Hammerstiel, Wien: Medium 8 (Publikationsreihe der Blau-Gelben Galerie) 1988 (deutsch- und englischsprachige Version)
Peter Weiermair: Bericht von der Wüste. Überlegungen zu Robert F. Hammerstiels photographischen Reflexionen, Frankfurt 1988; in: Kulturabteilung des Landes Niederösterreich (Hg.): Stand-Orte. Robert F. Hammerstiel, Wien: Medium 8 (Publikationsreihe der Blau-Gelben Galerie) 1988 (deutsch- und englischsprachige Version)
Der Stand der Dinge1988-1991
Bestehend aus den Werkgruppen: Grüne Heimat, 1988-1990–Mittagsporträts, 1989-1990–Public Intimity, 1990-1991–Eine weitere schwere Reise nach Hause. Die ersten Bilder, 1964/1991
Mit der 1988 bis 1991 entstandenen umfangreichen Trilogie von Farbfotografien Der Stand der Dinge. Österreich beginnt Robert F. Hammerstiel mit der Erforschung des Alltags des Privaten. Er erfasst stilllebenartige Situationen, vorgefundene Spuren von Menschen, in die er nur minimal künstlerisch eingreift. In Mittagsporträts sind das gedeckte Esstische, die viel über die Gewohnheiten und Verhaltensweisen der abwesenden Menschen aussagen. In den anderen beiden Serien geht es um die Gestaltung privater bzw. öffentlicher Büro- und Arbeitsräume mit Topfpflanzen und dekorativen Elementen, die als Ersatz für unerfüllte Sehnsüchte nach einer schöneren Welt, nach Geborgenheit und einer heilen Natur fungieren – Bilder der Leere, Trostlosigkeit und Verlorenheit, Bilder aber auch, denen ein humorvoller Blick zugrunde liegt.
Um den Realitätsbezug zu steigern, fotografiert Hammerstiel fortan nur noch in Farbe. Mit der Beteiligung an 60 Tage österreichisches Museum des 21. Jahrhunderts, Wien/ Österreich, 1989 wird er mit 40 anderen Künstlern eingereiht in die aktuelle junge österreichische Kunstszene. Eine Einzelausstellungs-Tournee durch mehrere Länder zeigt das große Interesse an dieser Werkgruppe. Die Neue Galerie der Stadt Linz, Linz/ Österreich, 1991 eröffnet diese Ausstellungsserie und ist gleichzeitig der Herausgeber des umfassenden Katalogs. Weitere wichtige Stationen sind der Heidelberger Kunstverein, Heidelberg/ Deutschland, 1991, die Galerie im Taxispalais, Innsbruck/ Österreich, 1991, das Museum für Photographie, Braunschweig/ Deutschland, 1991, die Akhnaton Gallery, Center of Contemporary Art, Kairo/ Ägypten, 1991 und ein weiteres Mal das Museet for Fotokunst, Brandts Klaedefabrik, Odense/ Dänemark, 1992. Mit der Einladung zum Festival Mai de la photographie, Reims/ Frankreich, 1991 beginnt die bis heute andauernde Präsenz seiner Arbeiten in Frankreich. Im Jahr 1994 ist er an derGruppenausstellung Who‘s Looking at the Family, Barbican Art Gallery, London/ Großbritanien (Abb. 1), in der internationale Künstler ihre Beiträge zum Thema „Familienleben“ präsentieren, beteiligt.
Ausgewählte Publikationen:
Peter Baum: Grüne Heimat, Mittagsporträts, Public Intimity, Linz 1991; in: Neue Galerie der Stadt Linz (Hg.): Robert F. Hammerstiel. Der Stand der Dinge. Österreich, Linz 1991
Hans Gercke: Die gedeckten Tische des Alltags oder Zwischen Ritual und Zufall. Gedanken zu den Mittagsporträts von Robert F. Hammerstiel, Heidelberg 1991; in: Neue Galerie der Stadt Linz (Hg.): Robert F. Hammerstiel. Der Stand der Dinge. Österreich, Linz 1991
Inside.Out1992-1993
Bestehend aus den Werkgruppen: Salzburger Blätter, 1992 –Inside.Out, 1993
Durch einen Stipendiumsaufenthalt 1991 in Salzburg entsteht die Serie Salzburger Blätter. Dabei handelt es sich zum ersten Mal um großformatige Arbeiten, die eine Untersuchung des Mediums Fotografie selbst verfolgen. Neben einer Einzelausstellung in der Fotogalerie Wien, Wien/ Österreich, 1992, wo er seit 1983 bis heute immer wieder präsentiert wird, ist die Ausstellungsbeteiligung European Photography Award 1992, Museum Bahnhof Westend, Berlin/ Deutschland, 1992 für diese Serie als wesentliche Wirkung nach außen anzuführen.
1993 entsteht eine weitere großformatige Serie. Inside-Out, Fotografien von Objekten in Geschenkverpackungen bzw. in Folien eingeschweißt, wird neben der Einzelausstellung im Rupertinum, Museum der Moderne Salzburg, Salzburg/Österreich, 1993 in einigen Beteiligungen gezeigt, die die aktuellen österreichischen Fotopositionen der Zeit vereinen, u. a. Una Vision Real, Centro de la Imagen, Mexiko City/ Mexiko; Künstlerhaus, Wien/ Österreich,beide 1997, sowie bei Fisch & Fleisch. Photographie aus Österreich 1945-1995, Kunsthalle Krems, Krems-Stein/ Österreich, 1995.
Ausgewählte Publikationen:
Carl Aigner: Ein Bild ist ein Bild ist ein Bild … Approximatives zu den neuen Arbeiten von Robert F. Hammerstiel, Wien 1992; in: Bilder Nr. 81, Fotogalerie Wien, Wien 1992
Make it up1993-1997
Bestehend aus den Werkgruppen: Make it up I, 1993-1994–Make it up II, 1993-1994–Mit vereinten Kräften, 1994–Landnahme, 1994–Zimmer mit Bild, 1994–Auf-decken, 1994–Versuche über die Privatheit, 1994–Interieur, 1996–Make it up III, 1996–Out of the Blue I, 1996–Out of the Blue II, 1996–Stuck, 1996–Out of the Blue III, 1997
In den Jahren 1993 bis 1997 entsteht die große Werkgruppe Make it up. Wiederumhat er Verpackungen fotografiert, dieses Mal gefüllt mit Barbie- und anderen Puppen bzw. Spielzeug. Hier geht Robert F. Hammerstiel einen Schritt weiter und thematisiert die trügerische „perfekte Welt“, die den Kindern als anzustrebendes Ziel präsentiert wird, die aber von Identitätsverlust, Scheinidyllen und Rollenklischees geprägt ist. Reduziert wird dieser Ansatz noch einmal in Out of the Blue, wo nur noch die leeren Verpackungshüllen gezeigt werden.
Eine der umfassendsten Einzelpräsentationen dieser genannten Werkgruppen findet im Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Bremen/ Deutschland, 1994 (Abb. 2)statt. Dabei handelt es sich um Robert F. Hammerstiels erste größere Werkschau, die zudem von einer Publikation begleitet wird, die ausschlaggebend ist für den Kontakt mit der Galerie Espace d’art Yvonamor Palix, Paris/ Frankreich (Abb. 3), die ihn in den nächsten Jahren in Frankreich vertritt. Die Galerie zeigt 1997 die großformatigen Barbie-Porträts zusammen mit den Barbie-Kleiderdisplays und den darauffolgenden Serien Out of the Blue III. In Paris werden diese Arbeiten auffallend stark wahrgenommen und bereiten die Basis für das breitere Interesse an seinen Arbeiten in Frankreich. Auch die bis zur Gegenwart andauernde intensive Zusammenarbeit mit der deutschen Galerie von Lothar Albrecht in Frankfurt hat durch diese Arbeiten ihren Beginn. Fast zeitgleich zur Museumsausstellung in Bremen präsentiert die L.A.Galerie - Lothar Albrecht, Frankfurt am Main/ Deutschland, 1994 ausgewählte Arbeiten aus diesen Werkgruppen. In weiterer Folge ist Hammerstiel hier alle zwei Jahre mit neuen Arbeiten vertreten. Durch die Galerie von Lothar Albrecht ist er regelmäßig an den wichtigsten internationalen Messen beteiligt. Auch die Galerie Chobot, Wien/ Österreich, 1994 und 1999 interessiert sich für seine Arbeiten und präsentiert zwei Einzelausstellungen.
Neben einer hervorzuhebenden Einzelausstellung im Aine Art Museum, Tornio/ Finnland, 1996 in Finnland ist Hammerstiel immer wieder mit Einzel- und Gruppenausstellungen im skandinavischen Raum vertreten. Jyväskylä in Finnland, Oslo in Norwegen, Stockholm in Schweden sind einige weitere Orte seiner Ausstellungsaktivität in dieser Zeit. Überhaupt sind diese Jahre geprägt von vielen Reisen und Stipendiumsaufenthalten, vorwiegend des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst. Ausgedehntere Aufenthalte in Paris führen dazu, dass Robert F. Hammerstiel seinen Lebensmittelpunkt nach Paris zu verschieben beginnt.
Ausgewählte Publikationen:
Carl Aigner: Da-Heim, Wien 1994; in: Eikon Heft 10/11, Wien 1994
Michael Müller: Vom Verlust des Realen. Zur Photographie Robert F. Hammerstiels, Bremen 1994; in: Focke-Museum, Bremer Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte (Hg.): make it up. Robert F. Hammerstiel. Photographische Arbeiten, Bremen 1994
Carl Aigner: Konvex – Konkav. Prospektives zu neuesten Arbeiten von Robert F. Hammerstiel, Wien 1996; in: Aine Art Museum (Hg.): Robert F. Hammerstiel, Tornio 1996
Peter Zawrel: Surrogate, Wien 1996; in: Aine Art Museum (Hg.): Robert F. Hammerstiel, Tornio 1996
Jean-Michel Ribettes: Die Realität unter einem Präservativ, Paris 1997; in: Espace d'art Yvonamor Palix (Hg.): Robert F. Hammerstiel, Paris 1997 (französisch- und englischsprachige Version)
Glücksfutter1998
Bestehend aus den Werkgruppen: Glücksfutter, 1998–Rex I, 1998–Rex II, 1998–Transponder, 1998–Good Luck, 1998–Buffalo, 1998–Pussicat, 1998–Rin Tin Tin, 1998
Die erste, mehrere Räume und Stockwerke umfassende Einzelausstellung in der Stadtgalerie Saarbrücken, Saarbrücken/ Deutschland, 1998 (Abb. 4) markiert eine Erweiterung in Hammerstiels Arbeit. Die speziell für die Ausstellung in Saarbrücken in Koproduktion mit dem Le Crédac, Centre d‘art d’Ivry, Ivry-sur-Seine/ Frankreich, 1998 (Abb. 5) entstandene, mit großer Recherche und Reisen verbundene Werkgruppe Glücksfutter ist die bis dahin umfangreichste des Künstlers. Hier zeigt er neben Farbfotografien auch erstmals vermehrt Ready-mades. In dieser Werkgruppe geht es um Haustiere als Sehnsuchtsträger eines vermeintlichen Glücks in einer Welt, die zur Ware geworden ist. Was der Mensch ist, offenbart sich u. a. in seinem Umgang mit dem Tier.
Wieder begleitet eine Parallelausstellung in der L.A.Galerie - Lothar Albrecht, Frankfurt am Main/ Deutschland, 1998 (Abb. 6) die Institutionsausstellung. Als österreichische Positionierung dieser Arbeiten ist hier die Beteiligung an der Ausstellung Milch vom ultrablauen Strom – Strategien österreichischer Künstler 1960-2000, Kunsthalle Krems, Krems-Stein/ Österreich, 2000 zu nennen. Später hat Robert F. Hammerstiel mit den gleichen Werkgruppen einen beachtlichen Erfolg in der Cristinerose Gallery, New York City/ USA, 2001 (Abb. 7).Für einige Jahre ist sie seine Vertretung in den Vereinigten Staaten. Ein weiteres Mal werden die Arbeiten im Themenschwerpunkt Animal in der Fotogalerie Wien, Wien/ Österreich, 2002 gezeigt.
Ausgewählte Publikationen:
Dialektische Bilder. Zur Archäologie des Privaten von Bernd Schulz, Saarbrücken 1998; in: Robert F. Hammerstiel: Glücksfutter, Heidelberg: Kehrer Verlag Heidelberg 1998
Poesie, Kritik und Ironie. Gedanken über Anwesenheiten und Abwesenheiten in den fotografischen Bildern Robert F. Hammerstiels von Peter Zawrel, Wien 1998; in: Robert F. Hammerstiel: Glücksfutter, Heidelberg: Kehrer Verlag Heidelberg 1998
Häusliche Gefühle angesichts einer optischen Falle von Christian Gattinoni, Paris 1998; in: Robert F. Hammerstiel: Glücksfutter, Heidelberg: Kehrer Verlag Heidelberg 1998
Oasen1996-2002
Bestehend aus den Werkgruppen: Die blaue Lagune I, 1996–Die blaue Lagune II, 1998–Atlantis, 1998–Neue Heimat, 1998–Yucca I, 1998–Über allen Wipfeln ist Ruh’, 2000–Espace Intime, 2002
Ein zweiter Teil der Ausstellung in der Stadtgalerie Saarbrücken, Saarbrücken/ Deutschland 1998 (Abb. 8 und 9) besteht aus Werkgruppen, die sich mit dem Umgang des Menschen mit der Natur beschäftigen und deutlich von seiner Entfremdung sprechen. Die dazugehörige Publikation umfasst die gesamten Werkgruppen und zeigt die raumbezogenen Arbeiten in situ. Ein literarischer Text von Elfriede Jelinek pointiert die Thematik, indem es ihr, ohne zu interpretieren, gelingt, das Augenmerk auf die Beunruhigung zu lenken, die von Hammerstiels Arbeiten ausgeht.
Zum ersten Mal taucht das Thema “Natur-Künstlichkeit” in der Arbeit Die blaue Lagune I auf. Durch die Einladung zur Ausstellung Prospect '96, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main/ Deutschland, 1996 (Abb. 10) mit wichtigen zeitgenössischen Künstlern kann Robert F. Hammerstiel erstmals eine Installation realisieren. Die Blaue Lagune I besteht aus drei Glasobjekten, die unter Verwendung von Ready-mades aus einem Zoogeschäft (Folie mit dem Motiv von Unterwasserlandschaften) Aquarien zitieren – eine inszenierte Natur, die die Frage nach Darstellungsmechanismen von Realität aufwirft.
1999 bekommt der Künstler im Fonds régional d‘art contemporain Alsace (FRAC-Alsace), Sélestat/ Frankreich (Abb. 11) die Gelegenheit, in einem großen Ausstellungsraum aus Glas dieses Thema zu verdichten. Er spielt mit dem Wechsel von Natur außen und innen. Fotografien, Diaprojektionen, Ready-mades und Schriftbänder sind erweiterndes Vokabular für diese nach außen weit sichtbare Rauminstallation. Auch in der MAK-Galerie, Österreichisches Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst, Wien/ Österreich, 2001 (Abb. 12) eröffnet sich die Möglichkeit, ein größeres Projekt mit großformatigen Fotografien und einer multimedialen Installation zu realisieren. Zum ersten Mal verwendet Hammerstiel das Medium Film.
Als “Artist in Residence” in Pougues-les-Eaux, Frankreich greift Robert F. Hammerstiel das Thema des Haustieres wieder auf, um es mit Fragen von Wunschprojektionen nach einem häuslichen Glück zu verbinden. Hier wird bereits die spätere Auseinandersetzung seiner Arbeiten mit dem privaten Zuhause und den Fragen nach Heimat und Geborgenheit sichtbar. Diese Gedanken setzt er um in einer eindringlichen Installation in der Ausstellung Animagus, Centre d'art contemporain, Pougues-les-Eaux/ Frankreich, 2002.
Ausgewählte Publikationen:
Patricia Brignone: Natürlich – Künstlich, Paris 1999; in: Fonds régional d'art contemporain Alsace (Hg.): Robert F. Hammerstiel, Sélestat 1999
Alles in bester Ordnung – Teil 12004-2006
Bestehend aus den Werkgruppen: Alles in bester Ordnung I, 2004–Alles in bester Ordnung II, 2004–Die blaue Lagune III, 1999/2004–Die blaue Lagune IV, 2004–Made by Nature - Made in China, 2004-2006–Playground I, 2005–Private Stories I, 2005-2006–Tamburino Hotel, 2006
Auf der Basis eines computergenerierten Werbeplakats für eine Reihenhaussiedlung (Abb. 13), das er gleichsam als “establishing shot” für seine folgende Arbeit verwendet, entwickelt Robert F. Hammerstiel ein umfangreiches Werk, das in zwei zeitlich getrennten Teilen vorliegt; der eine von 2003 bis 2006, der andere 2007. Getrennt sind sie von einer größeren Auftragsausstellung zum Mozartjahr 2006 im Museum der Moderne Salzburg.
Ausgehend von Alltagsgegenständen, vom Blick auf häusliche Befindlichkeiten interessiert sich Robert F. Hammerstiel in Alles in bester Ordnung für das Bedürfnis des Menschen nach Geborgenheit, Heimat, Gemütlichkeit ... und die damit ausgelösten Wunschprojektionen.
Es entstehen in dieser Zeit vermehrt Videoarbeiten und Installationen. Eine Einladung zum Steirischen Herbst, Graz/ Österreich, 2004 (Abb. 14) ermöglicht es Hammerstiel, eine größere Installation in einem eigens dafür gebauten Raum zu realisieren. Dort stellt er 126 gleich aussehende Yucca-Palmen mit Steckkarten auf und projiziert dazu an den beiden Stirnwänden Videoarbeiten.
Für die Einzelausstellung in der LA Gallery Beijing, Peking/ China, 2004 (Abb. 15), eine Dependance der L.A.Galerie - Lothar Albrecht aus Frankfurt/Main, stellt Hammerstiel eine Reihe von neuen Arbeiten her, die sich allesamt auf die Warenproduktion in China beziehen. Diese Bilder werden auch in einer Einzelausstellung bei der Odense Foto Triennale im Fyns Art Museum, Odense/ Dänemark, 2006 gezeigt. Hier konfrontiert Hammerstiel seine Arbeiten mit Werken der alten Gemäldesammlung. Die Einladung der Galerie Michèle Chomette, Paris/ Frankreich, 2006zu einer Präsentation der neuesten Arbeiten führt ihn wieder nach Paris. Seither werden seine Arbeiten durch diese Galerie vertreten.
Ausgewählte Publikationen:
Ruth Horak: Schönheit in unsere nüchterne Welt! Wien 2007; in: Eikon Heft 51, Wien 2005
Michelle Debat: Motifs de l'Economie, Paris 2006; in: Galerie Michèle Chomette (Hg.): Robert F. Hammerstiel, Paris 2006
Petra Noll: Playgrounds, Wien 2007; in Spielräume, Stadtmuseum Neuötting (Hg.), Neuötting 2007
Vergiss Mozart. Mediale Reflexionen über Distanz und Nähe2005-2006
Bestehend aus den Werkgruppen: So weit so nah I, 2005-2006–So weit so nah II, 2005-2006–Look at me, 2005-2006–Once upon a time, 2005-2006–Accoutrement, 2005-2006–All for your delight, 2006–Wen die Götter lieben, 2006–Playground II, 2006– Who can sing a song to unfrighten me?, 2006–In search of I, 2006–In search of II, 2006–Café Mozart, 2006–I want you to want me I, 2006– I want you to want me II, 2006–Talk about Mozart, 2006
Im Mozart-Jubiläumsjahr folgt Robert F. Hammerstiel einer Einladung zu einem sich auf drei Ebenen im Rupertinum, Museum der Moderne Salzburg, Salzburg/ Österreich, 2006 (Abb. 16, 17 und 18) entwickelnden Ausstellungsparcours. Diese umfangreiche Einzelausstellung setzt sich kritisch mit dem Mozartbild heute auseinander und hinterfragt Strategien und Muster diverser Aneignungen und Benützungen der “Marke Mozart”. Wie in seiner gesamten Arbeit, steht auch hier die Beschäftigung mit Sehnsüchten und Wunschprojektionen im Mittelpunkt.
Durch dieses komplexe Ausstellungsprojekt vollzieht Robert F. Hammerstiel endgültig den Schritt zum Multimedia-Künstler. In der Ausstellung überwiegen die Videoarbeiten. Fast alle Fotoserien sind mit akustischem Material konfrontiert.
Neben der Ausstellung entwickelt Robert F. Hammerstiel zusammen mit dem Medienkünstler Walter Mirtl eine Website, die unter anderem als interaktive Plattform genutzt werden kann. Hier erhält der Besucher alle im Netz verfügbaren Informationen über Cafés mit dem Namen “Mozart” auf der ganzen Welt. Er erfährt, dass trotz der unterschiedlichen Präsentationen der verschiedenen Websites das Mozart-Bild weltweit vereinheitlicht dargestellt ist.
Ausgewählte Publikationen:
August Ruhs: In den Niederungen des Erhabenen. Zum Alltagsmythos am Beispiel Mozarts, Wien 2006; in: Museum der Moderne Salzburg (Hg.): robert f. hammerstiel. vergiss mozart. mediale reflexionen über distanz und nähe, editionrupertinum 015, Salzburg 2006
Mozart-Reflexionen; Robert F. Hammerstiel im Gespräch mit Margit Zuckriegl, Salzburg 2006; in: Museum der Moderne Salzburg (Hg.): robert f. hammerstiel. vergiss mozart. mediale reflexionen über distanz und nähe, editionrupertinum 015, Salzburg 2006
Alles in bester Ordnung – Teil 22007-2008
Bestehend aus den Werkgruppen: Alles in bester Ordnung III, 2007–Alles in bester Ordnung IV, 2007– Playground III, 2007–What more do you want? I, 2007–Vergiss mich bitte nicht, 2007–Instant Vacations, 2007-2008–Private Territories, 2007-2008– Private Stories II, 2007-2008
Ab Mitte 2006 greift Robert F. Hammerstiel das Projekt Alles in bester Ordnung, das er 2004 begonnen hatte, wieder auf. Es entstehen zahlreiche neue Installationen, Foto- und Videoarbeiten, die in einer großen Einzelausstellung in der Landesgalerie Linz am Oberösterreichischen Landesmuseum, Linz/ Österreich, 2007-2008 (Abb. 19), präsentiert werden. In diesem aus mehreren Serien bestehenden Projekt holt er dezidiert den Menschen zurück in seine Arbeit. Neben der Hinterfragung einer scheinbaren Modellhaftigkeit der Welt will er Verhaltensmuster und Kodierungen recherchieren, bearbeiten und hinterfragen, die zwischen massenindustriell erzeugten Fertigprodukten und deren individuellen Anwendungen ganz persönlicher Vorlieben entstehen. Es geht dabei um die Beziehung von Realität und Schein, um die installierten Trugbilder, die verkaufte Vorstellung von Identitätsbildern, die nachgebaute Wirklichkeit, Strategien der Werbung und des damit transportierten Versprechens und die weitere Instandsetzung von Wünschen und Sehnsüchten.
Ausgewählte Publikationen:
Andreas Spiegl: Second Life ganz analog, Wien 2007; in: Landesgalerie Linz (Hg.): Robert F. Hammerstiel. Alles in bester Ordnung, Linz 2008
August Ruhs: „Protect me from what I want!“, Wien 2007; in: Landesgalerie Linz (Hg.): Robert F. Hammerstiel. Alles in bester Ordnung, Linz 2008
Martin Hochleitner: „Die Objekte werden so angeordnet, dass sie die Ursache ausdrücken, deren Ergebnis sie sind.“ (Paul Strand). Anmerkungen zur Konzeption, Wirkung und Rezeption der Bilder Robert F. Hammerstiels, Wien 2007; in: Landesgalerie Linz (Hg.): Robert F. Hammerstiel. Alles in bester Ordnung, Linz 2008
All for your Delight2007-2011
Bestehend aus den Werkgruppen: Instant Vacations I, 2007-2010 – Happy Hour, 2008-2011 – New Tales of Pleasantville, 2009 – Who can sing a song to unfrighten me? II, 2009 – Models, 2009 – Landmarks, 2009 – All for your Delight II, 2009 - 2011 – Instant Vacations II, 2010 – Instant Message, 2010 – Pose Balls, 2010 – What more do you want? II, 2010 – Waste Land, 2011 – Trust Me, 2011
Im Jahr 2007 beginnt Robert F. Hammerstiel eine aus zwei Fotoserien und drei Videoarbeiten bestehende Werkgruppe, die auf der Auseinandersetzung mit „Second Life“ basiert, einem Online-Computerspiel, in dem sich Menschen eine zweite Existenz in einer virtuellen künstlichen Welt erschaffen können. Diese wird erstmals 2009 im Haus der Fotografie, Dr. Robert-Gerlich-Museum, Burghausen/ Deutschland, 2009 und ein Jahr später, stark erweitert und installativ konzipiert, im Künstlerhaus, Wien/ Österreich, 2010 gezeigt. In seiner Beschäftigung mit den aus der Sehnsucht des Menschen nach Glück, Harmonie, Geborgenheit, Orientierung und Idylle geschaffenen Ersatzwelten ist das Spiel „Second Life“ auf Grund seiner heute überaus starken Frequentierung eine aktuelle Fortführung von Hammerstiels Thematik.
Im Jahr 2009 beginnt er eine weitere große Werkgruppe mit Foto- und Videoarbeiten, in denen Kinder im Mittelpunkt stehen – Kinder, in denen sich vorgeprägte Rollen- und Verhaltensmuster sowie Erwartungen von Erwachsenen spiegeln. Die Welt des Kindes ist geprägt von den Strukturen unserer Gesellschaft, von Konsum, Werbung, Entertainment und Leistungsdenken. Die neuen Arbeiten werden in unterschiedlicher Auswahl präsentiert, erstmals in der Galerie Michèle Chomette, Paris/ Frankreich, 2009 und nachfolgend in der Lukas Feichtner Galerie, Wien/ Österreich, 2009, die Hammerstiel von nun an in Österreich vertritt.
In der aus Filmen und Ready mades (Kunstrasen, Lattenzaun und fahrender Rasenmäher-Roboter) bestehenden Installation What more do you want II in der Gruppenausstellung Mediators im Nationalmuseum Warschau, Warschau/ Polen, 2010 thematisiert Robert F. Hammerstiel die Ersatzwelt des kleinen privaten Territoriums, das sich Menschen zum Schutz vor Bedrohungen von außen schaffen und mit Mauern, Zäunen und Überwachungssystemen oft überdimensional absichern. Der sinnlos rotierende und immer wieder an seine Grenzen stoßende Rasenmäher verweist auf die Begrenztheit und Tristesse einer nach stereotypen Ordnungen strukturierten, von der Außenwelt isolierten privaten Welt. Diese Thematik greift er in einer verändert konzipierten Installation anlässlich der Ausstellung Erased Walls, Teil der Mediations Biennale Poznan, Poznan/ Polen, 2010 wieder auf.
Ausgewählte Publikationen:
Petra Noll: Alles in bester Ordnung, Wien 2009; in: kursiv, Jahrbuch 09, Ja-Buch (1). Alles bestens!!!, Linz 2009, S. 58-63
Silvie Aigner: Robert F. Hammerstiel, Wien 2009; in: Zeitgenössische Fotografie. Neue Positionen aus Österreich, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im MMKK (Museum Moderner Kunst Klagenfurt), Wien 2009, S. 46 (dt./engl.)
Petra Noll: Zurück in die Realität, Wien 2010; in: SpaceInventions. Der künstliche Raum, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Künstlerhaus Wien, Wien 2010, S. 152/53 (dt./engl.)